Jahresbericht 2014 für das nördliche Dithmarschen im Bereich nördlich der B203

 

 

Für die Störche hat der Aufbruch zur Reise ins Winterquartier bereits begonnen. Schon ab Ende Juli versammelten sie sich zu größeren Reisegesellschaften, und mancherorts konnten Ansammlungen zwischen 15- 30 Tieren entdeckt werden. Auf zwei verschiedenen Routen gelangen dabei die Störche nach Afrika. Als sogenannte Weststörche ziehen sie über Frankreich und Spanien nach Westafrika, überwintern aber zunehmend in großen Zahlen seit einigen Jahren auf Müllplätzen in Spanien. Die andere Gruppe, die sogenannten Oststörche ziehen über Südosteuropa, den Nahen Osten, und schließlich den Nil entlang weiter südwärts, wobei Entfernungen bis zu 10.000 km zurückgelegt werden.

 

Fast alle Jungstörche dieses Jahres haben den Herbstzug zwischenzeitlich ohne Führung der Elterntiere angetreten. Einige von Ihnen wurden schon anhand der Vogelwarten Ringe erkannt. Eine ganze Gruppe, bestehend aus Dithmarscher Jungstörchen die aus den Horsten, Heide-Süderholm, Tielenhemme, Hennstedt-Horst, Fedderingen und Nordhastedt stammten wurde schon an der Elbe als Zuggruppe abgelesen.

 

Den Herbstzug beginnen zunächst die Jungstörche etwa ab Mitte August, gegen Ende August/ Anfang September folgen Ihnen dann die Altvögel.

 

Auch in der Storchensaison 2014 gab es wieder interessante Einzelheiten zu beobachten.

 

Rolf Zietz, zuständiger ehrenamtlicher „Storchenvater“ für das nördliche Kreisgebiet kann über einige positive, aber auch diverse negative Begebenheiten berichten.

 

Mit 18 Horstpaaren wurde erstmalig eine neue Rekordzahl für dieses Gebiet erreicht.

 

Dabei ist besonders erwähnenswert, dass es in Fedderingen die erste erfolgreiche Brut seit 80 !! Jahren gab. Dort verzeichnete das Archiv die letzte Storchenbrut im Jahre 1934.

 

Und auch in Wrohm-Neuenfähre wurde erstmalig seit 1963 wieder ein Jungstorch flügge.

Storchenpaare nisteten in den folgenden Orten, die Paare ohne Bruterfolg sind mit Hpo gekennzeichnet.

 

 

 

Tabelle 2

 

Ort Flügge Jungstörche Besonderheiten

 

1. Dellstedt 2

 

2. Delve 2

 

3. Fedderingen 3

 

4. Glüsing 0 Hpo/Junge verendet

 

5. Hennstedt-Apeldör 0 Hpo/Junge verendet

 

6. Hennstedt-Horst 2

 

7. Heide-Süderholm 3

 

8. Kleve 0 Hpo/Paar nicht geschlechtsreif?

 

9. Linden/Dorfmitte(Juhl) 0 Hpo/ Weibchen unfruchtbar

 

10. Linden-Pahlkrug 0 Hpo/ Junge verendet

 

11. Pahlen 3

 

12. Schalkholz 0 Hpo/Gelege bei Kampf zerstört

 

13. Schlichting 0 Hpo/Paar nicht geschlechtsreif?

 

14. Süderheistedt 2

 

15. Tellingstedt 3

 

16. Tielenhemme 4

 

17. Wiemerstedt 0 Hpo/ Jungstorch verendet

 

18. Wrohm-Neuenfähre 1

 

 

 

Jungenzahl Gesamt = 25

 

 

Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich ist, war gleich 8 Paaren kein Bruterfolg aus den unterschiedlichsten Gründen beschieden .

 

Am Horst in der Dorfmitte von Linden gab es erbitterte Kämpfe um den Horst. Dort kam wider Erwarten der langjährige beringte Storchenmann in diesem Jahr wieder zurück, nachdem er in 2013 gar nicht in Linden auftauchte. Vermutlich ist er in 2013 wohl geschwächt im Winterquartier verblieben oder hat ggf. woanders unentdeckt doch gebrütet. Um diesen Horst kämpften an einem Tag gleich 4 Störche. Der Sieger übernahm schließlich ein beringtes Weibchen, das immer im Westküstenpark in St.Peter-Ording überwintert. Doch das Weibchen ist leider unfruchtbar. Genau wie im Vorjahr legte sie auch in diesem Jahr leider keine Eier. Gleich bei vier Paaren, die zwar Junge erbrütet hatten, starb der Nachwuchs leider aus völlig unerklärlichen Gründen im Alter von ca. 14 Tagen und immer gegen Ende Mai.

Da in diesem Jahr witterungsbedingte Einflüsse in allen Fällen ausgeschlossen werden können, wird gerätselt ob ggf. –unbeabsichtigte—Vergiftung?? der Nahrungstiere als Ursache in Betracht kommt. Klarheit soll diesbezüglich eine Untersuchung eines frischtoten Jungstorches aus dem Nest von Hennstedt-Apeldör erbringen. Das Ergebnis einer toxikologischen Untersuchung eines Speziallabors steht aber zur Zeit noch aus.

 

Auffallend bei diesen mysteriösen Todesfällen der Jungstörche ist, das alle betroffenen Horste in einem Radius von 5 km um die Orte Hennstedt-Apeldör, Glüsing, und Linden/

 

Süderheistedt liegen.

 

Fortgesetzt wurde auch in diesem Jahr wieder die wissenschaftliche Beringung der Jungvögel im Auftrag der Vogelwarte Helgoland. Alle 25 Jungstörche erhielten den entsprechenden Elsa Ring der Vogelwarte, so zu sagen den Storchen-Personalausweis für ein hoffentlich auch langes und interessantes Storchenleben.

 

Die Beringungsaktionen konnte wieder unter der bewährten Mithilfe des Energie Versorgers E.On durchgeführt werden. E.On stellte wieder das Personal und den erforderlichen Hubsteiger zur Verfügung um oben an den Horsten gefahrlos arbeiten zu können. Deshalb an dieser Stelle einmal ein ganz besonders herzliches Dankeschön für die bewährte, gute, nun schon langjährige Zusammenarbeit im Storchenschutz.

 

 

 

Durch das Ablesen mit einem 60 – 90 fach vergrößerndem Spektiv ist es möglich die Ringnummern der Vogelwartenringe am lebenden Tier abzulesen ohne es in irgendeiner Weise zu stören. Die Daten der Vogelwarte geben dann z.B. Auskunft über Alter, Herkunft, Geschlecht, bisherige Brutorte oder ggf. auch andere Ableseorte.

 

So staunte Storchenvater Rolf Zietz nicht schlecht, als er in diesem Jahr den Storch mit der Ring Nr. DEW 0x207 gleich drei Mal an verschiedenen Orten in Linden und Pahlen ablesen konnte. Dieser Storch, „Willi“ genannt, hat eine ganz außergewöhnliche Geschichte.

 

In 2013 gab es in Pahlen am Schwimmbad einen heftigen Kampf, als das Männchen des Brutpaares einige Tage verspätet eintraf. Sein Weibchen hatte – mit einem anderen Partner – bereits Eier gelegt. Diese Eier warf der rechtmäßige Horstbesitzer nach erfolgreichem Kampf kurzerhand über Bord.

 

Doch wie ein Wunder blieben 3 Eier nach dem Sturz aus ca. 12 m Höhe heil .Das Ehepaar Schlüter, das als Anwohner alles beobachtet und gemeldet hatte, legte die Eier ins Ehebett, bis nach einigen Telefonaten eine Brüterei ausfindig gemacht werden konnte. Aus den Eiern schlüpften dann in der Brüterei in Tellingstedt sogar Junge, doch nur eines überlebte und wurde von Hans-Gerhard Dierks in Süderstapel per Hand aufgezogen und später dann durch die Aufzuchtstation Bergenhusen in die Freiheit entlassen, nachdem der Jungstorch zuvor noch mit dem Ring DEW 0x207 versehen worden war.

 

 

 

Jetzt- erst einjährig—hielt er sich schon wieder im Brutgebiet auf, ganz in der Nähe seines Lebensretters und Beringers.

 

Einen Storch wieder zu entdecken, den man schon mal als Ei in der Hand hatte, das passiert selbst einen Storchenvater auch nicht alle Tage. Über „Willi´s“ wahrlichen Stolperstart ins Leben hatte die Dithmarscher Landeszeitung 2013 schon zweimal berichtet. Das es schon in 2014 eine Fortsetzung geben würde, damit hatte keiner der Beteiligten Personen gerechnet.

 

Im Jahr 2012 passierte selbst dem erfahrenen Storchenberinger ausgerechnet an seinem eigenen Horst ein kleines Missgeschick. Er fügte nämlich zwei Ringhälften mit unterschiedlichen Ringnummern –DEW 0x180/182-- zusammen. Schon bei der Beringungsaktion wurde gefrotzelt, dass man von diesem Jungstorch wohl als erstes etwas zu hören bekommt.

 

Und tatsächlich am 06.07.2014 wurde dieser Storch in Savol in der Slowakai, an seinen etwas merkwürdigen Ringnummern erkannt.

 

Dieser zweijährige noch nicht voll geschlechtsreife Storch übersommert also in Südosteuropa und ist vermutlich über die Ostroute ins Winterquartier gezogen. Es ist gut möglich, dass er im nächsten Jahr als brutreifer Storch nach Schleswig-Holstein zurückkehrt.

 

Auch von einem sogenannten Weststorch gibt es eine ganz interessante Meldung.

 

Der nunmehr 14-jährige holländische Storch mit der Ringnummer NLA 4682, Brutstorch in Linden-Pahlkrug, wurde von Deutschen Ornithologen am 10. Januar 2014 auf einer Mülldeponie bei Madrid als Durchzügler entdeckt. Wann er seinen Frühjahrszug 2014-21 fortsetzte ist natürlich nicht genau bekannt.

 

Aber schon am 15.Februar 2014 kam er an seinem Nest in Linden-Pahlkrug an. Er war damit der erste Rückkehrer in der Storchensaison 2014 in Dithmarschen, zugleich handelte es sich auch um die früheste Rückkehr eines Storches aus dem Winterquartier für diesen Horstplatz.

 

Leider blieb ihm auch in diesem Jahr—das zweite Jahr in Folge—der Bruterfolg versagt.

 

Auch seine Jungen starben den vermutlichen Vergiftungstod.

 

Ein Pahlener Jungstorch des Jahrgangs 2003 siedelte auf einem Fabrikschornstein in der Nähe von Leipzig. Ein weiterer Jungstorch aus Pahlen, Jahrgang 2010 wurde in Rüllschau, einem Ort östlich von Flensburg gesund und munter an seinem Ring erkannt.

 

Wie die obigen wenigen Beispiele zeigen, schreiben doch die Ringe so manche—mitunter kuriose—Storchengeschichte.

 

Die Storchenfreunde- nicht nur in Dithmarschen- hoffen nun natürlich, dass die Störche ihre weite und gefahrlose Reise ins Winterquartier und auch wieder zurück gut überstehen.

 

Da auch einige Störche aus Dithmarschen einen GPS Solarsender auf dem Rücken tragen, sind auch von diesen Senderstörchen die Reisedaten alle 3

 

Tage mit Landkarte, und einem Reisetagebuch im Internet abrufbar unter::

 

www.nabu.de unter Aktionen und Projekte – Weißstorchzug—

 

Linden-Pahlkrug, 21.08 2014

Verfasser: Rolf Zietz