Trotz Hitzesommer und Dürre – Ein gutes Storchenjahr 2018

 

 Ende August/Anfang September ist alljährlich die Storchensaison beendet.

 

Zu diesem Zeitpunkt haben sowohl die Jungstörche als auch die Altstörche

 

das Dithmarscher Brutgebiet bereits in Richtung Süden verlassen.

 

Die Jungstörche fliegen—ohne Führung durch die Alttiere --14 Tage vor den

 

Elterntieren ab. Die Altvögel erholen sich noch gut vierzehn Tage von der

 

anstrengenden Jungenaufzucht, und brechen erst dann auf.

 

 

Die Zugwege:

 

Auf zwei völlig verschiedenen Routen erreichen die Störche ihre Überwinterungs-

gebiete. Die sogenannten Westzieher fliegen in südwestlicher Richtung über Frankreich und Spanien, queren die Meerenge von Gibraltar um dann in Ländern Westafrikas oder auch des Niger Binnendeltas zu überwintern. Bei den Weststörchen hat sich in den letzten Jahren allerdings eine entscheidende Änderung im Zugverhalten ergeben.

 

Viele Weststörche fliegen nicht mehr bis nach Afrika, sondern überwintern bereits in Südfrankreich oder Spanien. Dort ernähren sie sich auf Hausmülldeponien oder auch auf Reisfeldern. Die Weststörche erscheinen bereits ab Anfang Februar wieder an ihren Dithmarscher Horsten. Der Zugweg beträgt ca. 1900 bis 2.500 km.

 

Wesentlich länger und auch gefahrvoller ist der Zugweg der sogenannten Ostzieher. Diese Störche überfliegen auf ihrem südöstlichen Zugweg die Länder Osteuropas,

die Balkanländer, die Türkei, den Nahen Osten mit Syrien, Libanon, und Israel,

über die Sinai-Halbinsel erreichen sie schließlich in Ägypten dann den Nil.

 

Diesem großen Fluß folgen sie dann südwärts, um schließlich im Sudan, oder sogar

in Kenia und Südafrika zu überwintern. Der Zugweg beträgt zwischen 7000 – 10.000 km.

 

Die ersten Westzieher erreichten schon ab 10. Februar (Linden-Pahlkrug) ihre Horste.

 

Sie mussten dann noch eine ganze Weile mit zweistelligen Minusgraden, die auch im März noch vorkamen, zurechtkommen. Die Nahrungssuche in dieser Zeit dürfte sicherlich erschwert gewesen sein.

 

Trotz des Extremwetters mit der ab Anfang Mai einsetzenden Hitze und Dürre, die bis zum 10.August anhielt, war es was die Anzahl der Horstpaare und der ausgeflogenen Jungen anbelangte eines der besseren Storchenjahre.

 

Der für das nördliche Dithmarschen (nördlich der B 203) zuständige ehrenamtliche Gebietsbetreuer Rolf Zietz aus Linden-Pahlkrug freute sich in dieser Saison über

36 Jungstörche. In 2017, dem extrem nassen Jahr gab es nur 25 Jungstörche.

 

Im Auftrag der Vogelwarte Helgoland, mit Sitz in Wilhelmshaven, erhielten alle Jungstörche einen Kennring, gleichsam ihren „ Personalausweis“. Der Ring der Vogel-warte trägt viel dazu bei,die wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Zugvogelforschung zu vervollständigen. Die eingelaserte Ringnummer ist mit einem geeigneten Spektiv noch auf über 100 m ablesbar.

 

33 Jungstörche wurden auf ihren elterlichen Horsten flügge, und 3 weitere des Betreuungsgebietes, verließen als kräftige Jungtiere schließlich die Auffangstationen

in Süderstapel und Bergenhusen bzw. die Wildtierhilfe in Fiel bei Nordhastedt.

 

Bei den Pfleglingen handelte es sich um die geretteten beiden Jungtiere aus Hennstedt-Apeldör. Dort kam der männliche Brutstorch durch eine Windmühle zu Tode.

 

Ferner der vierte Jungstorch aus der Brut in Tellingstedt. Er wurde von den Alttieren

aus dem Horst geschmissen, überlebte den Absturz aber wie durch ein Wunder.

 

Er wurde durch die Wildtierhilfe Fiel gepflegt und dort ausgewildert.

 

Insgesamt waren im nördlichen Dithmarschen in dieser Saison 18 Horstpaare anwesend, von denen 16 Paare erfolgreich gebrütet haben. Aufstellung siehe Anlage.

 

In 2017 waren es 17 Paare und in der diesjährigen Saison kam es erfreulicher Weise

 

zu einer Neuansiedlung in Barkenholm Lediglich die Paare in Fedderingen und Pahlen blieben ohne Nachwuchs. Diese Paare waren wohl noch zu jung und unerfahren mit der Jungenaufzucht. Sie kamen wohl auch mit dem eingeschränktem Nahrungsangebot während der Dürre noch nicht zurecht.

 

In Fedderingen waren sogar zeitweilig zwei Paare anwesend (in 2017 kein Paar) wobei die Horste lediglich einen Abstand von 150 m Luftlinie haben. Eines der Weibchen verpaarte sich mehrfach mit den beiden Männchen, ohne das es zu Neststreitigkeiten oder Kämpfen kam. Mehrere Beobachter wurden Zeugen dieses für Störche eigentlich außergewöhnlichen Verhaltens.

 

Verluste und die Ursachen dazu:

 

Natürliche Ursachen aber auch unsere technisierte Umwelt führten leider auch in der

Storchenwelt zu bedauerlichen Verlusten.

 

In Hennstedt Apeldör hatte das vorjährige Weibchen sich zunächst mit einem neuen,

beringten dreijährigen Männchen verpaart. Als schon drei Eier bebrütet wurden kehrte das unberingte Männchen des Vorjahres verspätet doch noch zurück. Bei dem heftigem Nestkampf gingen alle Eier zu Bruch. Da es noch früh in der Brutzeit war, kam es zu einem Nachgelege aus dem zwei Junge hervorgingen.

 

Doch in dieser Phase erlitt das unberingte Männchen eine tödlichen Unfall . Anfang Juni wurde er Schlagopfer durch einen Windmühlenflügel, wobei er regelrecht geköpft wurde.

 

Die beiden wenige Wochen alten Jungstörche wurden geborgen und ausgehorstet.

 

Sie wuchsen zu kräftigen Jungstörchen heran,und konnten durch die Aufzuchtstation

Bergenhusen ausgewildert werden. Zusammen mit zahlreichen Bergenhusener Artgenossen haben sie ihren ersten Herbstzug in den Süden bereits angetreten.

 

Freude und Frust gleichermaßen in Barkenholm.

 

Das von der Familie Kuhlstrunck auf einem ausgedienten Gittermast bei der Gaststätte errichtete Nest wurde gleich im ersten Jahr besetzt und angenommen.

 

Es siedelte sich dort ein Männchen an, das zuvor fast 6 wochenlang den Horst beim Pflegeheim in Stelle-Wittenwurth besetzt hielt. Dort fand er allerdings keine Partnerin

und siedelte nach Barkenholm um. Nach nunmehr 53 !! Jahren erblickte wieder ein

Jungstorch in Barkenholm das Licht der Welt. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. In der Phase des Flüggewerdens wurde er auf der Wiese in unmittelbarer Nestnähe Opfer eines Fuchses oder ggf. Marderhundes.

 

Ein weiteres Opfer gab es in Hollingstedt zu beklagen, wo ein Altstorch in einem Güllebehälter ertrank.

 

Straßenverkehrsopfer wurde ein Storch der zwischen Wiemerstedt und Fedderingen

von einem Auto angefahren wurde, und eine Flügelfraktur erlitt.

 

Dieser Storch wird zur Zeit in der Wildtierhilfe, Fiel, versorgt.

 

In Wiemerstedt sollte der einzige Jungvogel angeblich tot im Horst liegen.

 

Aber mittels Drohnen-Aufklärung stellte sich das als Fehlalarm heraus.

 

So konnte ein aufwendiger Hubsteiger Einsatz am Sonntag noch vermieden werden.

 

War es in 2017 der viele Regen, der manchem Jungstorch das Leben gekostet hatte, so wurde die Hitzewelle mit der einhergehenden Dürre einigen Jungstörchen zum Verhängnis. So starben in Linden mindestens 3 Junge, nur eines wurde flügge.

 

In Pahlen verendeten auch 3 Jungtiere, und in Dellstedt-Rethbucht starb sogar ein

Jungstorch noch gut eine Woche nach der erfolgten Beringung.

 

Gleich in 6 Horsten gab es nur ein Junges welche flügge wurde. In diesen Horsten

Barkenholm, Dellstedt-Rethbucht, Kleve, Linden, Tielenhemme und Wiemerstedt

wird es zu Jungenverlusten gekommen sein, die zunächst nicht von den Anwohnern

oder den jeweiligen Horstbesitzern bemerkt wurden.

 

Aber es gab auch ganz erfolgreiche Bruten. So wurden in dem Horst von Storchen-

betreuer Rolf Zietz in Linden-Pahlkrug sogar 5 Jungstörche flügge. Dabei handelte

es sich um eine von zwei Bruten in Schleswig-Holstein, denn nur in Wyk/Föhr wurde noch eine Fünfer Brut erfolgreich groß.

 

In Hollingstedt wurden vier prächtige Jungstörche flügge.

 

An beiden Horstplätzen kam das herausragende Brutergebnis nur zu Stande, weil die Altvögel das Angebot der Zufütterung annahmen.

 

Dank großzügiger toller Unterstützung durch zwei Eiderfischer, die ihren Beifang als Futterfisch zur Verfügung stellten, und der Mithilfe der Angelvereine Wrohm, Pahlen,

Tielenhemme und Delve konnte der große Nahrungsbedarf bei der Aufzucht dieser

großen Bruten gestillt werden.

 

Nesthopping:

 

Der bekannte Senderstorch „Gustav“, seit Jahren ansässig beim Schwimmbad in Pahlen erlebte bei seiner noch zeitigen Rückkehr als Ostzieher eine sehr unangenehme Überraschung. Er fand seinen Bruthorst bereits von einem anderen Paar besetzt vor.

 

Trotz Kampf gelang es ihm nicht seinen angestammten Horst zurückzuerobern.

 

In der Folgezeit besetzte er gleich 3 verschiedene Horste. Auf allen Horsten baute er

sogleich intensiv, fand aber auf den Horsten Hohenlieth/Voss, Hohenlieth/Ohm und

Tielen/Sportplatz jeweils keine Partnerin. Erst auf Nest Nr. 4, in Tielen/Ortseingang

fand er schließlich noch spät im Frühjahr eine Partnerin. Es wurde auch noch gebrütet, doch dann war plötzlich das Weibchen spurlos verschwunden. Die Brut scheiterte.

 

Naturfreunde/Vogelfreunde können weitere Informationen und wertvolle Tipps im

 

Internet erfahren.

 

Auf der Seite www.stoercheimnorden.jimdo.com findet man praktisch zu allen Fragen

 

des Storchenschutzes eine Lösung.

 

Wer das interessante Zuggeschehen der Senderstörche quasi live mitverfolgen möchte, möge sich die Seite: http.//blogs.nabu.de/ Stoerche-auf-Reisen aufrufen.

 

Man kann hier alle 3 Tage schauen, wo sich die besenderten Störche gerade aufhalten.

 

Kurioses:

 

Störche können in der beginnenden Brutzeit recht aggressiv gegen Artgenossen sein.

Sie verteidigen den unmittelbaren Nestbereich gegen Nebenbuhler und versuchen diese zu vertreiben. Nun kommt es aber nicht einmal so selten vor, das ein Brutstorch in einer großen Scheibe oder dunklen Auto sein Spiegelbild erblickt. Er hält das für einen Nebenbuhler und hackt mit dem Schnabel vehement auf den vermeintlichen Gegner ein, und das mitunter stundenlang.

 

Das verursacht dann Schäden an Scheiben und Autos und sorgt für manche Verärgerung. Abhilfe kann man nur schaffen, indem man die Spiegelung nach Möglichkeit vermeidet, oder dem Storch den Zutritt zu den spiegelnden Flächen verwehrt. In Heide-Süderholm und in Dellstedt-Rethbucht waren die Anwohner

in dieser Saison damit betroffen.

 

Die vier in Dithmarschen tätigen „Storchenväter“, Uwe Peterson, Nindorf, Tel.: 04832/5485, Jochen Schröder, Großenrade , 04825/923525, Jörg Heyna, Lohe-Rickelshof 0481/7890789 und Rolf Zietz, Linden-Pahlkrug 04836/549 geben jederzeit gerne fachliche Auskünfte zu allen Fragen des Storchenschutzes.

 

Verfasser:

 

Rolf Zietz

 

Ehrenamtlicher Weißstorchgebietsbetreuer/Dithm.Nord.

 

Pahlkrug 15

25791 Linden

Tel.: 0483,6/549

E-Mail: rolf.zietz1@gmx.de

verfasst am 24.08.2018