Jahresbericht 2019

Zur Situation des Weißstorchbestandes im nördlichen Dithmarschen

(nördlich der B 203)

 

Wenn die ersten Zugvögel sich auf den Weg Richtung Süden zu den Südeuropäischen oder Afrikanischen Winterquartieren machen, ist der Herbst nicht mehr weit.

 

Schon ab ca. 10. August begeben sich die diesjährigen Jungstörche auf ihre weite

und oftmals auch gefahrvolle Reise, um in wärmeren Gefilden zu überwintern.

 

Anlaß für die ehrenamtlich Tätigen „Storchenväter“ (Storchenbetreuer) der Arbeitsgemeinschaft Storchenschutz im Naturschutzbund (NABU) Schleswig-Holstein über den Brutbestand und weitere interessante Details aus dem Storchenleben einmal zu berichten.

 

Die Bestandserhebung für das nördliche Dithmarschen fiel dabei positiv aus, wie

Storchenvater Rolf Zietz, aus Linden-Pahlkrug erfreut mitteilte.

 

Genau wie in 2018 so kehrten auch in 2019 alle 19 Brutpaare auf die angestammten Horste zurück. Alle 19 Paare schritten auch zur Brut, und brachten dabei ein Rekordbrutergebnis zustande. Sie zogen insgesamt 46 Jungstörche erfolgreich auf, während es in 2018 lediglich 34 Jungstörche gab.

 

Eine solch hohe Anzahl an Jungstörchen wurde seit 50 Jahren nicht mehr verzeichnet.

 

In der Brutsaison 2019 spielte das Wetter auch mit, denn es gab keine Dauer-

regenfälle und keine nennenswerte Kälteeinbrüche. In manchen Jahren zuvor starben viele Storchenküken durch Nässe und Kälte.

 

Der entscheidende Faktor in 2019 war aber das gute Nahrungsangebot. Es gab

ein „Mäusejahr“. Die Feldmausbestände waren ungewöhnlich hoch und Adebar,

auf dessen Speisezettel auch Mäuse und Maulwürfe stehen konnte seine Jungen

damit gut ernähren.

 

Gleich in drei Horsten kam es zu Bruten mit 5 Jungen. Lediglich in Dellstedt, Westerstr. gelang es dem Brutpaar alle fünf Jungen –ohne menschliche Hilfe – zum Ausfliegen zum bringen.

 

Auch in Linden-Pahlkrug hatte das Brutpaar erneut Fünflinge, und das sogar zum zweiten Mal in Folge. Im Alter von gut 3 Wochen verstarb allerdings ein Nestling, der dann bei der Beringung aus dem Horst entfernt werden musste.

 

Die dritte Brut mit 5 Jungen gab es in Linden/Dorf. Ein Junges schmissen die

Altstörche vorab schon aus dem Horst. Bei den vier verbliebenen Jungstörchen

war das Nesthäkchen nur ein Viertel so groß wie seine Nestgeschwister.

 

Zietz entschloß sich deshalb zu einer Aushorstung. Der Kleine wuchs in den Storchenstationen Erfde und Bergenhusen zu einem stattlichen Jungstorch heran, und konnte erfolgreich ausgewildert werden. In seinem elterlichen Horst hätte er überhaupt keine Überlebenschance gehabt.

 

Für die Storchenväter beginnt die Arbeit schon im zeitigen Frühjahr vor der Rückkehr der Störche. Dann werden die Bruthorste kontrolliert und für die kommende Saison gereinigt, übermäßiger Grasbewuchs entfernt, der Nestboden wasserdurchlässig gemacht und fehlendes Nistmaterial wieder aufgefüllt.

 

Auch als Niststoffe eingeschleppte gefährliche Materialien wie Bindegarn, Plastikschnüre, Folienreste usw. werden bei der Gelegenheit entfernt.

 

Im Alter von 3- 5 Wochen werden alle erreichbaren Jungvögel mit einem

Kennring der Vogelwarte Helgoland versehen.

 

Das ist quasi wie ein Personalausweis für den jeweiligen Jungstorch, der nun

zeitlebens an seiner registrieren Ringnummer und den Angaben der zuständigen

Vogelwarte, mit einem guten Spektiv sogar noch auf eine Entfernung von über

100 Metern erkannt werden kann.

 

Nach Meldung der Daten erhält der Ableser oder Finder eines beringten Vogels die brutbiologischen Daten von der Vogelwarte mitgeteilt.

 

Im nördlichen Dithmarschen konnten alle 46 Jungstörche beringt werden.

 

Dabei ist immer der Einsatz eines Hubsteigers, oder einer Feuerwehrleiter mit Korb erforderlich.

Wie schon in vielen Jahren zuvor half dabei die Schleswig-Holstein Netz AG in

vorbildlicher Weise, ganz unbürokratisch, mit Spezialfahrzeug und Personal.

 

Auch die 30 Meter Leiter der Heider Feuerwehr kam in Süderholm zum Einsatz.

 

Ferner einige Dithmarscher Firmen wie Zimmereibetriebe oder Elektrofirmen

halfen spontan mit ihren Teleportern oder Hubsteigern.

 

Ihnen soll an dieser Stelle einmal ganz herzlich für Ihren Einsatz gedankt sein.

 

Aus der Ablesung der Ringdaten erfährt man viele Einzelheiten aus dem Storchenleben. Schon am 10.Februar erschien der inzwischen 19 Jahre alte holländische Brutstorch auf seinem Horst in Linden-Pahlkrug. Auf den Tag genau

wie auch schon in 2018.

 

Von seinen fünf Jungen des Jahrgangs 2018 wurde eines im Dezember 2018 in Spanien nachgewiesen, und ein weiterer schon als Einjähriger in Erfde, Scheppern und Tielen an seinem Ring wieder erkannt. Auch ein Jungstorch-Jahrgang 2018- aus Hollingstedt wurde erst einjährig bereits in Holland gesichtet.

 

Durch die Beringung wissen wir auch, dass das Weibchen in Wiemerstedt mit nunmehr 35 !! Jahren wohl eine der ältesten freifliegenden Störche in Deutschland ist. In diesem Jahr stellte sich allerdings kein Bruterfolg mehr ein.

Grund dafür dürfte das ungewöhnlich hohe Alter der Störchin sein, die im übrigen

sogar mit ihrem Partner seit Jahren sogar am Bruthorst überwintert.

 

In Barkenholm kam es in 2018 sogar zu einer Neuansiedlung. Das Paar kam auch in diesem Jahr zurück, brütete zunächst auch erfolgreich, doch der einzige Jungstorch verendete im Alter von 4 Wochen.

 

Ursache könnte hier ein Lungenpilz –Aspergilose- genannt, sein. Diese Pilze

werden häufig durch verschimmelten Rasenschnitt, den die Störche als Polstermaterial holen, in den Horst eingeschleppt.

 

In der Nähe der Bruthorste sollten Altstörche möglichst nicht an Rasenschnitt

gelangen, um diese für die Jungstörche nicht einmal so seltene Todes/Verlustursache auszuschließen.

 

Neugierde und Unwissenheit führten an einem Horst zu einem sehr bedauerlichen

Totalverlust der Brut. Nach dem Einsatz einer Drohne wurde festgestellt, das sich vier Eier im Horst befanden. Doch der brütende Storch wurde so beunruhigt, er blieb zu lange dem Gelege fern und alle 4 Eier starben dadurch ab.

 

Der Weißstorch zählt nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Vogelarten. Er fällt in die höchste Schutzkategorie in Deutschland

und gilt deshalb als streng geschützte Art.

 

Nach § 39 Abs. 1 und 3 Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten wildlebende Tiere mutwillig zu beunruhigen, ihre Lebensstätte (Horste) ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.

 

Drohnenbesitzer werden deshalb eindringlich gebeten ihre Geräte während der Brutzeit nicht über Storchenhorsten einzusetzen.

 

An nachfolgend aufgeführten Horsten konnten in 2019 Störche und ihre Jungen

beobachtet werden. Zum Vergleich sind die Jungenzahlen 2018 mit aufgeführt.

 

Orte Jungenzahl 2019 Jungenzahl 2018

 

1.Barkenholm 0 1

 

2.Dellstedt/Westerstr. 5 3

 

3.Dellstedt/Rethbucht 2 2

 

4.Fedderingen II 2 0

 

5.Glüsing 0 3

 

6.Heide/Süderholm 2 2

 

7.Hennstedt /Apeldör 3 0 ( zwei in Auffangstation)

 

8.Hollingstedt 3 4

 

9. Kleve 3 1

 

10.Linden/Dorf 4 1

 

11.Linden/Pahlkrug 4 5

 

12.Pahlen 3 0

 

13.Schalkholz 4 2

 

14.Süderheistedt 3 3

 

15.Tellingstedt 1 3

 

16. Tielenhemme 1 1

 

17.Wiemerstedt 0 1

 

18.Wrohm/Neuenfähre 4 2

 

19. St.Annen-Österfeld 2 0 = Neuansiedlung in 2019

 

Gesamtjungenzahl = 46 34

 

Da sich bis ca. Mitte August die Jungstörche in größerer Anzahl schon in den Wiesen sammeln, bitten die vier in Dithmarschen tätigen Storchenväter um eine kurze, taggleiche Nachricht wo und in welcher ungefähren Anzahl solche Ansammlungen zu beobachten sind.

 

Entsprechende Benachrichtigungen bitte an:

 

Uwe Peterson, Nindorf, Tel. 04832/5485

 

Jochen Schröder, Großenrade Tel.04825/901675

 

Jörg Heyna, Lohe-‚Rickelshof Tel. 0481/7890789

 

Rolf Zietz,Linden-Pahlkrug, Tel. 04836/5649

 

Rolf Zietz, Gebietsbetreuer AG Storchenschutz im NABU