Die Rekord Storchensaison  2015

(Jahresbericht von Gebietsbetreuer Rolf Zietz, Linden, für das nördliche Dithmarschen,nördlich der B 203

 

Bis auf die zwei Jungstörche einer Spätbrut in Wrohm Neuenfähre sind jetzt alle Jungstörche des Jahrgangs flügge geworden. Die beiden Wrohmer überstanden die Starkregenfälle mit über 40  Litern Regen pro Quadratmeter unbeschadet.


Alle anderen Jungstörche üben jetzt—häufig noch gemeinsam mit den Altstörchen—selbständig die Nahrungssuche und verbessern täglich ihre Flugtechnik, für den nun bald bevorstehenden Abzug in die Winterquartiere.

Um Mitte August herum sammeln sich die Jungstörche in den Wiesen und bilden Trupps. Gemeinsam und ohne Führung durch die Altstörche begeben sie sich dann auf den Zug in die Afrikanischen oder auch Südeuropäischen Winterquartiere.

Dabei unterscheiden die Storchenexperten zwischen sogenannten West – bzw. Oststörchen.

 

Weststörche:

Sie ziehen in südwestlicher Richtung über Holland, Belgien, Frankreich und Spanien, um schließlich das Mittelmeer an der Straße von Gibraltar zu überqueren um Marokko oder das Niger Binnendelta zum überwintern zu erreichen.

Bei den Weststörchen hat sich in den letzten Jahren aber schon eine bedeutende Änderung im Zugverhalten ergeben. Sie überwintern immer öfters schon in Südspanien. Auf offenen Mülldeponien und Reisfeldern finden sie offenbar genug Nahrung und ziehen schon gar nicht mehr weiter nach Afrika. Diese  Weststörche haben gegenüber den Ostziehern einen  wesentlich kürzeren nur ca. 2000 km langen Weg zurück ins Brutgebiet. Auch erscheinen sie um ca. 4 bis 6 Wochen vor den Oststörchen an ihrem Brutnest. In Hennstedt-Horst erschien z.B. der erste

Storch schon am 11.Februar, und in Linden-Pahlkrug erschien das 15-jährige beringte holländische Männchen auch schon am 18.Februar wieder an seinem Horst.

 

Ostzieher:

Die Ostzieher erreichen über den Balkan, Südosteuropa, Türkei, Syrien, Libanon, Israel, schließlich in Ägypten den Nil und folgen dem Fluß immer weiter südwärts.

Viele überwintern dann im Sudan und in den Ländern rund um den Tschad See. Bis nach Südafrika erstreckt sich das Überwinterungsgebiet der Ostzieher und diese Tiere haben dann ca. 8.000- 10.000 km bis dorthin zurückgelegt.

 

Die Nahrungssituation im Überwinterungsgebiet sowie die klimatischen Bedingungen auf dem  Zug ins Brutgebiet sind die entscheidenden Faktoren für das Brutergebnis einer jeder Storchensaison. Während die Weststörche sehr früh und in guter  Konstituon eintrafen, hatten die Oststörche mit riesigen Schlechtwettergebieten—schon ab der Türkei—zu kämpfen. Sie kamen nur in kleinen Tagesetappen nordwärts voran, und dadurch erreichten sie häufig erst um Mitte Mai herum ihre Brutnester. Sie waren dann so erschöpft, dass sie zum Teil wegen der auch fortgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr zur Brut schritten, oder wenn sie noch Bruterfolg hatten, dann nur ein Junges aufzogen.

Die Storchenbetreuer sprechen dann von einem sogenannten „ Störungsjahr“, denn in normalen Jahren treffen auch die Oststörche schon ab Ende März in unseren Breiten ein.

Auch in Polen  - einem Storchenland in dem fast nur Ostzieher brüten – waren bis 5.Mai z.B. von 16 Horsten nur 6 besetzt, in einem Dorf von 5 Nestern waren nur 2 besetzt.

 

Es sah also zunächst nicht gut aus für die Brutsaison 2015 der Adebare.

Doch Rolf Zietz, ehrenamtlicher Gebietsbetreuer der Arbeitsgemeinschaft Storchenschutz im Naturschutzbund, kann für sein Betreuungsgebiet trotzdem eine Rekordzahl melden.

Gleich 37 Jungstörche, einer mehr als im bisherigen Rekordjahr, konnten von ihm mit den Ringen der Vogelwarte Helgoland versehen werden. Das war nur Dank der großen Unterstützung der Schleswig-Holstein Netz AG möglich, die wieder das Spezialhubsteiger-fahrzeug und den Fahrer großzügig dafür zur Verfügung stellten.

In gleich 4 Horsten gab es mit jeweils 4 Jungen ein herausragendes Brutergebnis.

Die Viererbruten konnte man in Delve, Dellstedt, Pahlen und Heide-Süderholm bestaunen.

Es spricht für die gute Qualität der Nahrungsreviere dieser Paare, und letztlich gab es in diesem Jahr eine sehr große Population an Feldmäusen, die von den Altstörchen in großer Zahl erbeutet werden konnten, und zu diesem guten Bruterfolg führten.

 

Erfolgreiche Storchenbruten gab es 2015 in folgenden Norderdithmarscher Horsten.

In Klammern gesetzt ist das Brutergebnis aus 2014.

 

1. Dellstedt                        4(2)

2. Delve                            4 (2)

3. Fedderingen                   2 (3)

4. Glüsing                          2 (0)

5. Heide-Süderholm             4 (3)

6. Hennstedt-Horst             1 (2)

7. Kleve                             1 (0)

8. Linden                           1 (0)

9. Linden-Pahlkrug               3(0)

10.Pahlen                           4 (3)

11.Schalkholz                     2 (0)

12.Süderheistedt                 2 (2)

13.Tellingstedt                    3 (3)

14.Tielenhemme                  1(4)

15.Wiemerstedt                   1 (0)

16.Wrohm-Neuenfähre          2 (1)

                         Gesamt:  37 (25)

 

Die Paarzahl ging nur um ein Paar von 18 in 2014 auf 17 in 2015 zurück.

Jedoch hielten sich über längere Zeit noch unverpaarte Einzelstörche in Hennstedt-Apeldör, Tielenhemme/ (Tileburg) und in Stelle-Wittenwurth auf.

Zu einer späten Neuansiedlung kam es Ende Mai/Anfang Juni noch im Hennstedter Ortsteil Pferdekrug, als ein unberingtes Paar das wieder hergerichtete Nest in Besitz nahm.


Jungenverluste durch Regenfälle waren trotz des oft schlechten Wetters nicht zu beklagen, hier hat sich es sich sehr bewehrt die Bruthorste im zeitigen Frühjahr wasserdurchlässig zu machen.

In Tellingstedt und Linden-Pahlkrug verendete aber jeweils das zuletzt geschlüpfte Jungtier. Auch in diesen beiden Horsten waren vier Jungstörche geschlüpft.


Da die Störche aber spätestens mit der Ablage des zweiten Eies mit der Brut beginnen, hatten diese Nesthäkchen  6- 8 Tage Ernährungs/Wachstumsrückstand gegenüber  ihren Nestgeschwistern. Sie können sich dann bei den Fütterungen nicht mehr gegen die oft doppelt so großen Nestgeschwister behaupten, werden abgedrängt, oder werden von den Altvögeln–bei Nahrungsmangel-auch aus dem Nest geworfen.

Auch in Schalkholz, Glüsing, und in Hennstedt-Horst starb je ein Jungvogel aus unbekannten Gründen.

 

Da die Paarzahl nur leicht zurückgegangen war, sich aber dennoch mindestens 3 weitere Einzelstörche hier aufhielten, kann man durchaus die berechtigte Hoffnung haben, das sich in 2016 die eine oder andere Neuansiedlung oder Besiedlung eines alten Brutplatzes ergibt.

Entsprechend hergerichtete Nisthilfen, in der Regel Masten mit einer entsprechenden Nistplattform stehen überall im nördlichen Dithmarschen in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Auch diese mitunter oft über Jahre nicht besetzten Mastnester müssen nach Möglichkeit alljährlich begutachtet und falls möglich auch ausgebessert werden.

Übrigens findet man keinen einzigen Horst mehr auf einem Gebäude, der ursprünglichen Nistweise des Weißstorches.

 

Wie die guten Beispiele der erfolgreichen Viererbruten zeigen, steigt die Anzahl der erfolgreich aufgezogenen Jungstörche an, wenn genügend Nahrung möglichst in unmittelbarer Horstnähe zur Verfügung steht.

Deshalb ist es beabsichtigt und auch bereits beantragt in jedem Dithmarscher Ort, in dem es noch ein bewohntes Storchennest gibt, mindestens 5 Kleingewässer neu anzulegen .

Das Vorhaben ist bereits genehmigt und die Finanzierung ist gesichert. Der Kreis Dithmarschen und das Bündnis Naturschutz wollen das Projekt realisieren.

Wenn Landwirte, Jäger oder sonstige Grundeigentümer bei diesem Projekt mitmachen wollen, wenden Sie sich bitte an den Kreis Dithmarschen, Fachdienst Naturschutz, Heide, Tel. 0481/971450.

Es muß lediglich eine geeignete Fläche auf freiwilliger Basis zur Verfügung  werden,  und es gibt keinerlei weitere einschränkende Maßnahmen bzw. Vorschriften.

Selbstverständlich können sich Interessenten auch an einen der drei Dithmarscher „Storchenväter“ wenden.

In den nächsten Wochen kann es zur Ansammlung von Storchentrupps kommen.

Das Ablesen der Vogelwartenringe kann für die Storchenväter von großem Interesse sein. Bekommen sie so doch einen Einblick in die Altersstruktur der Trupps und die Herkunft der beringten Vögel.


Sollte jemand eine solche Beobachtung machen, wende er sich bitte an ::

 

Uwe Peterson, Nindorf,  Tel. 04832/549

 

Rolf Zietz, Linden, Tel. 04836/549

 

Jörg Heyna, Lohe-Rickelshof , Tel. 0481/7890789

 

Besonderheiten:

Stelle - Wittenwurth

 

Beim Pflegeheim in Stelle-Wittenwurth wurde noch ein neues Mastnest aufgestellt. Schon nach 3 Stunden kam der erste Storch und interessierte sich für das neue Nest.

Leider fand er keinen Partner, aber das Nest wurde sehr sehr häufig auch zum übernachten aufgesucht.

 

Heide:

 

Die Stadt Heide hatte in dieser Saison sogar zwei Storchenpaare. Gut einen Kilometer südöstlich der B203 in Heide Rüsdorf auf dem Hof Bendtschneider siedelte sich im Zuständigkeitsbereich von Storchenschützer Uwe Peterson, auch ein Paar ein. Beide Tiere sind beringt und so konnte ihre Herkunft ermittelt werden. Das Weibchen ist in diesem Sommer erst dreijährig, somit noch nicht voll geschlechtsreif, und stammt aus Bergenhusen.

Das Männchen trägt einen Vogelwartenring aus Stockholm und zusätzlich drei Farbringe. Es weist ihn als ebenfalls dreijähriges Tier aus, dass aus einem Wiederansiedlungsprojekt aus Schweden stammt. 

 

Delve:

Um das dortige Nest gab es einen erbitterten Kampf. Es waren 2 Männchen beteiligt, die seinerzeit als Küken in Seeth/ Kreis Nordfriesland beringt wurden. Das schon vorhandene Erstgelege wurde zerstört . Doch wie die Nestbesitzerin feststellen konnte war ein Ei heilgeblieben, das dann einige Tage verwahrte. Als die Störchin nun mit dem Sieger- einem der brüderlichen Kampfhähne ein neues Gelege hatte, legte die Tierfreundin das heile Ei einfach dem neuen Gelege dazu. Ergebnis: Es schlüpfen 4 Junge, die alle flügge wurden.

Das neue Männchen zog also ein „ Kuckuskind“, das von seinem Bruder stammte auf.

Aus der Fünferbrut aus Seeth, siedelten gleich drei Nachkommen—alles Männchen – in Dithmarschen, nämlich in Kleve, Delve, und Tielenhemme, und alle zogen erfolgreich Junge auf.

 

Tielenhemme:

Auch bei den Störchen gibt es den Ost/West Konflickt. Die Senderstörchin „Emma“ brütete seit Jahren sehr erfolgreich in Tielenhemme.  Der Sender wies sie als klassische Ostzieherin aus. In diesem Jahr wurde ihr Brutnest aber schon früh von einem Westzieher Paar besetzt.

Als Emma eintraf konnte sie sich in mehreren erbittert geführten Kämpfen alleine  nicht gegen das Paar durchsetzen. Sie wurde dabei im Brustbereich so schwer verletzt dass sie daran auf der anderen Eiderseite in der Nähe von Bargstall verendet aufgefunden wurde.

Auch ihr später noch eingetroffenes Männchen unterlag dem Westzieher Paar. Das Männchen besetzte aber über etliche Tage einen Ausweichhorst auch in Tielenhemme/Tileburg, blieb aber in diesem Jahr leider ohne Partnerin

 

Linden-Pahlkrug , den 27.07.2015

Verfasser:

Gebietsbetreuer: Rolf Zietz, Linden

Tel.: 04836/549

E-Mail: rolf.zietz1@gmx.de

 

Infos zu besenderten Störchen

www.nabu. de

Aktion und Projekte / Weißstorchzug